Kreis Offenbach (DZ/jh) –
Nichts ist so beständig, wie der Wandel: Diese Botschaft aus der
Schatzkiste unantastbarer Weisheiten gilt auch und gerade mit Blick auf die
Gesellschaft und ihre Senioren. Von 1999 bis 2004 ist die Zahl der
Dreieicher, die 80 Jahre und älter sind, um stattliche 32 Prozent
angewachsen. Anno 2015 werden nach aktuellen Prognosen mehr als 30 Prozent
der Dreieicher über 60 Jahre alt sein. Wer sich auf diesen Wandel einstellt,
muss die Bedürfnisse der Menschen im Auge behalten. Die Frage, wie das Leben
im Alter aussehen soll und organisiert werden kann, beschäftigt nicht nur
den Einzelnen, sie fordert alle Glieder der Gesellschaft.
Auch in Dreieich sind die Fachleute im Rathaus darum bemüht, die Angebote
für ältere Menschen auf ein möglichst breites Fundament zu stellen. Geknüpft
werden soll ein soziales Netz, das Frauen wie Männern ein langes Leben in
ihrer vertrauten Umgebung ermöglicht. In den Kreis der gesellschaftlichen
Gruppen, die mit an diesem Netz knüpfen, hat sich im Frühsommer die
Dreieicherin Stephanie Schurig eingereiht. Mit dem von ihr aus der Taufe
gehobenen Alltags- und Senioren-Service („AlSenios“) möchte die 34-Jährige
„maßgeschneiderte Hilfen in Alltag & Freizeit“ bieten und damit eine nach
ihrer Überzeugung wichtige Lücke im Versorgungsnetz für ältere Mitbürger
schließen. Zwischen pflegerischen und haushaltsnahen Dienstleistungen, die
von charitativen oder kommerziellen Anbietern offeriert werden, wartet
Schurig mit einem zentralen Element auf: mit Zeit.
16 Jahre lang war die in Langen aufgewachsene Frau im kaufmännischen Bereich
tätig, zuletzt wirkte sie in einer Firma als Assistentin der
Geschäftsleitung. Dann ereilte Schurig im Mai 2005 eine Geißel der
Gegenwart: Sie wurde arbeitslos. Obwohl mit besten Referenzen ausgestattet
und qualifiziert erwiesen sich alle Versuche, den Wiedereinstieg in die
Berufswelt zu schaffen, als chancenlos. Seit November 2005 ist die
Dreieicherin ALG II-Empfängerin und nur von einem Wunsch beseelt: „Ich
möchte wieder auf eigenen Beinen stehen.“
So folgte dem Entsetzen über das Ende einer vermeindlich sicheren
Berufslaufbahn die Bereitschaft, sich vollkommen neu zu orientieren. Zur
Hilfe kam ihr dabei das ehrenamtliche Engagement in einer Frankfurter
Wohngruppe für Demenzkranke – eine „unbezahlte aber erfüllende“ Tätigkeit
unter dem Dach der Diakonie, die dem Alltag der Arbeitssuchenden neue
Struktur gab. In der Auseinandersetzung mit den Angeboten für ältere
Mitbürger entstand das Konzept für „AlSenioS“. Es basiert auf der
Überzeugung, dass Menschen im fortgeschrittenen Alter, die selbstbestimmt
oder aber unterstützt von Angehörigen das Glück haben, in ihrer vertrauten
Umgebung leben zu können, im Alltag Unterstützung unterschiedlicher Art
benötigen.
Zwischen den Tätigkeiten von Pflegediensten und reinen Haushaltshilfen
bietet Schurig nach unterschiedlichen Tarifen Zeit, die orientiert an den
Bedürfnissen und Wünschen des Einzelnen gefüllt werden kann. „AlSenioS
unterstützt Senioren in alltäglichen und außergewöhnlichen Situationen und
steht deren Angehörigen entlastend zur Seite“, erklärt Schurig ihr Konzept,
mit dem sie sich mittlerweile auch bei den kommunalen Anlaufstellen für
ältere Mitbürger vorgestellt hat.
Die Jungunternehmerin ist dabei, ihren Ein-Frau-Betrieb in der
Öffentlichkeit bekannt zu machen. Auf eigenen Beinen stehen, kann sie noch
nicht, ihre Einnahmen werden mit den staatlichen Leistungen für ALG
II-Empfänger verrechnet.
Der ungebrochene Wunsch nach wirtschaftlicher Eigenständigkeit wird getragen
nicht zuletzt von jenen Erfahrungen, die Schurig mit dem für sie zuständigen
Kommunalen Dienstleistungszentrum für Arbeit (KoDA) in Dietzenbach sammeln
musste.
Sie sei ein Präzedenzfall, erfuhr Schurig, die sich angesichts der Frage,
wie aus ihrer Lage heraus der Start des neuen Unternehmens zu
|
organisieren
sei, nur an ratlose Gesichter erinnert. Die junge Frau musste sich nach
eigenem Bekunden selbst schlau machen, musste die stetig wechselnden
Gesprächspartner in den Behördenstuben mühsam mit den ihr zustehenden
Möglichkeiten vertraut machen. „Nicht einmal Formulare gab es für mein
Anliegen“, berichtet Schurig, die weder das ihr zugesagte
Investitionsdarlehen noch das ihr zustehende dreimonatige „Einstiegsgeld“
von jeweils 263 Euro erhalten hat. Auf ersteres (das zurückgezahlt werden
müsste) hat sie nach Wochen des vergeblichen Wartens „freiwillig“
verzichtet, weshalb sie zu ihrem großen Unverständnis dann auch letzteres
nicht bekommen hat.
Eigeninitiative, gepaart mit dem festen Willen, sich auch von den Behörden
nicht entmutigen zu lassen: So beschreibt Schurig den Motor, der sie in der
langen Vorbereitungsphase antrieb. „Ich habe mich da wirklich reingekniet,
habe Fortbildungen besucht, Ideen gesammelt und mein Konzept immer weiter
konkretisiert“, berichtet die Firmengründerin, die betont, bei „AlSenioS“
handele sich nicht um einen Pflegedienst, sehr wohl aber könne
beispielsweise eine Auszeit für betreuende Angehörige geschaffen werden.
Gute Erfahrungen hat Schurig nach eigenem Bekunden mit der bewährten
Mund-zu-Mund-Propaganda gemacht. Sie weiß: Jemanden in sein Privatleben
eindringen zu lassen, ist eine Frage des Vertrauens. Deshalb komme dem
ersten Zusammentreffen eine große Bedeutung bei – für beide Seiten.
Arztbesuche, Einkaufstouren, Apothekengänge: All dies steht auf der Liste
der Möglichkeiten. Aber auch ältere Herrschaften, die ganz einfach für ein
paar Stunden pro Woche Gesellschaft suchen, vielleicht in Verbindung mit
kleineren Hilfen im Haushalt, sind bei „AlSenioS“ an der richtigen Adresse.
„Oft geht es ganz einfach um ein paar schöne Stunden“, so Schurig, die auch
jenen ihre Unterstützung anbietet, denen für den Besuch von Kino, Theater
oder Ausstellungen der Partner, respektive eine „sichere“ Hand fehlt. All
dies seien nun einmal Aspekte, die durch einen klassischen Pflegedienst
nicht abgedeckt würden. Mit Blick auf den demographischen und
gesellschaftlichen Wandel, mit dem eine immer größere räumliche Distanz
innerhalb von Familien einhergeht, sieht Schurig einen wachsenden Bedarf:
„Nicht nur ich selbst bin deshalb von meinem Konzept überzeugt.“
Der erste Kontakt, der oft über Kinder oder Enkel erfolgt, kann unter der
Rufnummer (06103) 280297 aufgenommen werden. Nähere Informationen, auch zur
Möglichkeit von Geschenkgutscheinen (abgerechnet wird stundenweise) finden
sich auch im weltweiten Datennetz auf der Seite
www.alsenios.de .
www.dreieich-zeitung.de |